Schneibstein & Jenner (Berchtesgadener Alpen)

~ Bergwanderung auf 2.276 m und 1.874 m am 6. Oktober 2011 ~


Nur wenige Tage nach unserer Wanderung auf die Kampenwand unternahm ich mit meinem Papa in den Berchtesgadener Alpen nochmals eine ganze tolle Wanderung. Das Bergfieber hatte mich wieder gepackt und so freute ich mich riesig, als er mich spontan fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm nochmals eine längere Tour zu machen.

Weil das Wetter nur noch für wenige Tage halten sollte, nahm ich mir kurzerhand an einem Donnerstag frei und düste früh morgens zu meinen Eltern. Dort noch die Wanderstöcke eingepackt, ging es auch schon gleich wieder weiter. Wir wollten keine Zeit verlieren, denn die für heute angedachte Tour sollte einige Stunden dauern und leider wurde es inzwischen ja schon wieder sehr früh dunkel.

Bild Wir fuhren also über die Landstraße in Richtung Berchtesgaden, weiter über die Salzbergstraße auf den Obersalzberg und über die Scharitzkehlstraße erreichten wir schließlich den Parkplatz Hinterbrand auf 1.130 m. Hier sind zahlreiche Parkplätze vorhanden, allerdings auch gebührenpflichtig. Der Tagessatz beträgt aber nur 3,- € (Stand: Oktober 2011).

Die Bergschuhe angezogen, den Rucksack auf den Rücken gepackt - es konnte losgehen.

Noch war es etwas frisch und leichter Nebel hing über den Wiesen, rund herum war aber bereits strahlend blauer Himmel zu sehen. Wir gingen zunächst eine etwas breitere Forststraße entlang in Richtung Jenner Mittelstation auf 1.185 m. Da wir heute noch einiges vor uns hatten und die eigentliche Bergwanderung erst viel weiter oben beginnen sollte, beschlossen wir, mit der Jennerbahn auf die Bergstation des Jenners zu fahren. Ich war schon ewig nicht mehr Gondel gefahren und mit so einer kleinen ohnehin noch nie. Das war also für mich ein kleines Abenteuer und ich freute mich darauf.

Um diese Zeit waren wir die einzigsten Gäste hier an der Station. Die Tickets für 10,50 € pro Person gekauft (einfache Fahrt, ein stolzer Preis, wie ich finde, Stand: Oktober 2011) hüpften wir schließlich auch schon in die Gondel hinein. Es handelt sich hier nur um eine Zweierkabine, furchtbar eng, aber auch irgendwie gemütlich. Wir schauten, dass wir alles soweit verstauten und dann ging die wacklige Fahrt los. Hui - Höhen- und Platzangst darf man hier wirklich nicht haben! An den Stützpfeilern geriet die Gondel ganz schön ins Wanken, jetzt bitte nicht stehen bleiben! ;-) Nachdem ich mich an das Ruckeln gewöhnt hatte, genossen wir die herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge. Die Fahrt hier machte echt Spaß. Papa kannte sie ja schon von seinen früheren Skitouren hier auf dem Jenner.

Nach knapp zehn Minuten Fahrt erreichten wir bei strahlendem Sonnenschein die Bergstation auf 1.800 m. Ähnlich wie auf der Zugspitze steht auch hier ein riesiges Gasthaus, perfekt für die Touristen. ;-)

Als wir auf die Terrasse des Wirtshauses traten, war ich wie erschlagen von der herrlichen Aussicht. So etwas Schönes hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Rund herum strahlten uns die Bergketten entgegen, alles wirkte so riesig und weit. Einfach toll. Prompt hatte ich die Kamera ausgepackt und zig Fotos geschossen.

Bild Wir machten uns auf den knapp 15minütigen Weg zum Gipfel des Jenners. Eine kleine Wanderung, ein guter Einstieg für den heutigen Tag. Der Weg gefiel mir. Klein, serpentinenartig, einfach schön. Kurz vorm Gipfel hatten wir von einer Aussichtsplattform einen fantastischen Blick auf den Königssee. Anfangs war er noch von Nebel verdeckt, doch der löste sich minütlich auf und schließlich konnte man sogar die Ausflugsschiffe dort in kleinen Punkten fahren sehen. Im Westen sahen wir den Watzmann in seiner ganzen Pracht.

Wir stiegen auf den Gipfel, dessen Weg ein klein wenig geröllig ist und wo man schon etwas aufpassen sollte. Für Kinder ist der Weg eher nicht zu empfehlen, zumal es oben am Gipfelkreuz auch sehr eng ist und steil nach unten geht. Oben angekommen, hatten wir einen tollen Rundumblick. Im Osten konnten wir das Hohe Brett (2.340 m) erkennen, im Südosten unser heutiges Ziel: Der Schneibstein mit 2.276 m. Im Süden erstreckt sich das Steinerne Meer mit der markanten Schönfeldspitze und im Nordwesten erkannten wir Berchtesgaden und den Karkopf sowie den Untersberg. Ein prächtiges Panorama und dank des herrlichen Wetters heute wie ein Postkartenmotiv.

Wir machten zahlreiche Fotos, auch von uns, legten eine kurze Pause ein, tranken etwas und machten uns dann schweren Herzens doch wieder auf den weiteren Weg. Eigentlich wären wir gerne noch länger geblieben, aber wir hatten ja doch noch einiges vor uns.

Weiter ging es schließlich entlang herrlicher Wege und durch Laschen hindurch in Richtung Carl-von-Stahlhaus. Dieser Weg ist einer der Lieblingswege meines Papas und ich konnte es gut nachvollziehen. Herrliche Aussichten, weitreichende Blicke, tolle Fauna und absolute Ruhe. Was will man mehr?

Am Carl-von-Stahlhaus angekommen, kehrten wir ein, holten uns kühle Getränke und machten Brotzeit. Mmmh, war das gut. Wir sprachen über Gott und die Welt, genossen die warmen Sonnenstrahlen, schrieben eine SMS an die Familie und freuten uns einfach, hier zu sein. Direkt gegenüber sahen wir den 2.276 m hohen Schneibstein. Dort hinauf wollten wir jetzt. Ich muss sagen: Ich hatte den Aufstieg echt unterschätzt. Auf den ersten Blick sah das gar nicht so wild aus …

Wir verließen das Carl-von-Stahlhaus und näherten uns südwärts über kleine Kuppen und zwei felsige und latschenbewachsene Absätze dem Rücken des Schneibsteins. Der Aufstieg war steil und durch das Geröll nicht ganz so einfach. Der Weg ist mit markierten Steinen "ausgeschildert", wobei man da manchmal schon genauer hinsehen muss. An manchen Stellen habe ich mich tatsächlich gefragt, wie ich da wieder hinunter kommen soll. Aber das sollte jetzt nicht mein Problem sein, da würde ich mich später mit auseinandersetzen. ;-)

Der Aufstieg dauerte gut 1 ½ Stunden und als wir uns langsam dem Gipfelkreuz näherten und ich es quasi schon von Weitem erkennen konnte, bekam ich nochmals einen richtigen Schub und beschleunigte meinen Gang. Oben angekommen, war ich mal wieder überwältigt von der herrlichen Aussicht! Ich muss zugeben: Diese Bergwanderung gehört für mich zu den schönsten, die wir bisher gemacht haben.

Bild Gleich zwei Kreuze stehen direkt nebeneinander. Wir machten ein paar Fotos, auch vom gesamten Panorama und freuten uns, hier zu sein. Es war einfach toll. Wir packten unsere Brote aus und unsere Getränke und machten es uns für kurze Zeit hier bequem. Leider ging der Wind ganz schön, nun waren unsere Jacken wieder gefragt. Später ließen wir noch ein schönes gemeinsames Foto von uns machen, das mir ausgesprochen gut gefällt. Mein Papa und ich auf Tour. :-)

Es fiel uns schwer, aber nach einer guten halben Stunde mussten wir leider schon wieder den Heimweg antreten. Langsam wurde es Nachmittag und wir hatten noch einiges vor uns. Denn nach unten wollten wir natürlich zu Fuß, ohne Gondel, das war noch mal ein ganz schönes Stück.

Auf dem Rückweg verfluchte ich dann tatsächlich die ein oder andere mir schon bekannte Stelle. Es gab Passagen, wo ich nicht so recht wusste, wie jetzt am besten treten. Doch es kam so, wie es kommen musste: Natürlich legte ich mich mal wieder der Länge hin. Keine Wanderung ohne einen Ausrutscher. Langsam ist das schon zur Tradition geworden. Weh getan hatte ich mir aber zum Glück nicht, nur die Jacke litt ein wenig darunter.

Gut eine Stunde benötigten wir für den Abstieg, es wurde langsam auch etwas glitschig, da es immer kälter und schattiger wurde. Am Carl-von-Stahlhaus angekommen, kehrten wir noch einmal kurz ein und machten uns anschließend auf den Weg Richtung Parkplatz.

Dabei umrundeten wir fast einmal komplett den Jenner. Vorbei an den Königsbergalmen ging es zum Königsweg und hier dann wieder über die Mittelstation zurück zum Auto in Hinterbrand. Dieser Weg zog sich noch ganz schön (ca. 10 km). Es war zwar eine kleine Forststraße, ebenfalls mit herrlichen Ausblicken auf die umliegenden Berge und zurück zum Jenner. Wir waren nahezu alleine hier unterwegs, nur hin und wieder trafen wir auf ein paar Wanderer, die aber wohl nur einen kleinen Spaziergang hier unternahmen.

Die Sonne sank immer tiefer, wir beeilten uns, noch vor Einbruch der Dunkelheit am Auto anzukommen, denn im Finsteren mag ich einfach nicht in den Bergen unterwegs sein. Das ist mir unheimlich und kalt wurde es auch.

Gegen 17.30 Uhr erreichten wir schließlich unser Auto und fuhren gemütlich zurück. Es war ein herrlicher Tag, den wir in vollen Zügen genossen haben. Eine der schönsten Wanderungen, die wir bisher unternommen haben und die wir im nächsten Jahr evtl. nochmals wiederholen wollen, sie dann aber auch evtl. noch etwas ausbauen werden.

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Fotoalbum Jenner & Schneibstein